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Windkraft und Tourismus! Differenziertes Meinungsbild bei Online-Umfrage

Winterberg. Wie stark beeinflusst der geplante Bau von Windkraftanlagen (WKA) im Stadtgebiet Winterberg in Zukunft die touristische Entwicklung? Stören diese Anlagen die Gäste oder werden sie überhaupt wahrgenommen? Wenden sich die Urlauber ab oder bleiben sie der Ferienwelt Winterberg mit Hallenberg treu? Und wie stehen Touristen insgesamt zur Windenergie als nachhaltige Form der Energie-Gewinnung? Diese und viele andere Fragen hat Prof. Dr. Schmude von der Ludwig-Maximilians-Universität München in einer von der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH (WTW) in Auftrag gegebenen freiwilligen sowie standardisierten Online-Befragung von Mitte Mai bis zum 15. August gestellt. Geantwortet haben insgesamt 806 Touristen. Die Auswertung und Ergebnisse dieser Umfrage sowie Handlungsempfehlungen wurden von Prof. Dr. Schmude in einer öffentlichen Veranstaltung allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern am Montag im Ratssaal des Rathauses Winterberg vorgestellt.

Umfrage ergibt keine „einheitliche“ Einstellung zu WKA

Unter dem Strich der 48-seitigen Analyse zeigt sich wie in vielen anderen Untersuchungen, dass es auch bei den Touristen in Winterberg keine „einheitliche“ Einstellung und Bewertung von sowie eine Reaktion auf Windkraftanlagen gibt. Mit Blick auf die Ergebnisse der Umfrage werde deutlich, dass lediglich eine ganz leichte Mehrheit grundsätzlich positiv zu den Themen Erneuerbare Energien und WKA eingestellt sei, so der Experte bei der Vorstellung der Ergebnisse.

Allerdings beleuchtete Prof. Dr. Schmude in seinem Fazit auch den Fakt, dass mit zunehmender Besuchshäufigkeit von Destinationen die Befragten gegenüber WKA kritischer eingestellt sind, sie negativer bewerten und stärker mit einer Abwendung von der jeweils betroffenen Tourismus-Destination und damit auch von Winterberg reagieren. Dagegen habe das Alter eher einen geringen Erklärungswert für die Einstellung zu möglichen WKA. Ein wichtiges Ergebnis mit Blick auf die Standorte von WKA ist, dass die Anlagen nach Meinung der Touristen in der Urlaubsregion vereinzelt und dispers in der Fläche verteilt installiert werden sollten. Ebenfalls nicht unbedeutend ist, dass eine leichte Mehrheit ihr Destinationswahlverhalten durch WKA nicht ändern wolle. Eine Vorab-Information über WKA in einer Urlaubsregion oder einem Tagesausflugsziel findet zum ganz überwiegenden Teil nicht statt und wenn doch, dann nahezu ausschließlich von Touristen mit Wechselabsicht im Falle von WKA insbesondere am Urlaubsort.

Wichtige Hinweise für die Gäste-Akquise der Zukunft

Aus den Ergebnissen der öffentlichen Umfrage hat Prof. Dr. Schmude gezielte Handlungsempfehlungen formuliert mit dem Ziel, die Folgen von WKA in Winterberg für den Tourismus abzufedern. So betont er unter anderem die Bedeutung einer verstärkten Akquise von Erstbesuchern bzw. die Bindung von Gästen, die erst wenige Male in der Destination waren. Zudem sei die verstärkte Akquise der jüngeren Generationen und damit der Stammgäste der Zukunft empfehlenswert. Prof. Dr. Schmude rät den Touristikern in Winterberg sowie der Stadt zudem, die Gäste proaktiv über WKA und ihre positiven Effekte für die Urlaubsregion wie beispielsweise der Energie-Nutzung vor Ort zu informieren. Wichtig sei zudem, die Entwicklung von touristischen Produkten zum Thema Energie. Beispiele seien thematisierte Wege, die unterschiedliche „Energie-Punkte“ verbinden und aufbereiten. Empfehlenswert sei auch die weitere Nutzung des Trends zu Outdoor- und Natur-orientierten Erholungsformen wie wandern und radeln.

Transparente und detaillierte Information für die Bevölkerung

„Die Umfrage und die daraus folgenden Ergebnisse sind für uns als Tourismus-Destination sehr wichtig. Die Analyse gibt uns klare Hinweise und Empfehlungen bezüglich unserer touristischen Ausrichtung mit Blick auf die Windenergie und ihrer Auswirkungen. Wir sind sehr dankbar für die detaillierte Analyse und wir sind zudem sehr froh über die gute Resonanz der Veranstaltung am Montag, weil es uns ein überaus wichtiges Anliegen ist, die Bevölkerung sowie die Unternehmen, die mittel und unmittelbar mit dem Tourismus verbunden sind, transparent und detailliert zu informieren“, so Winterbergs Tourismusförderin Michaela Grötecke und WTW-Geschäftsführer Winfried Borgmann. Nun gelte es, die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen genau zu studieren und dann zeitnah in die konkrete Umsetzung zu gehen.

Winterberg will bei WKA selbst aktiv werden

Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Stadt Winterberg beim Thema Windkraftanlagen das Heft des Handelns nicht mehr selbst in der Hand hat. Vielmehr wurden, ausgelöst durch das Wind-an-Land Gesetz auf Bundesebene, durch den Regionalrat der Bezirksregierung in Arnsberg mehr als 4 Prozent der städtischen Flächen zwingend als Windkraft-Flächen im Entwurf der 19. Änderung des Regionalplanes ausgewiesen. Dies wurde und wird von Bürgermeister Michael Beckmann und dem Stadtrat fraktionsübergreifend stark kritisiert. Dieser Hinweis wurde auch in das laufende Verfahren zur Aufstellung in des Regionalplans seitens der Stadt Winterberg eingebracht. Die Bezirksregierung ist der Anregung der Stadt Winterberg jedoch nicht gefolgt. Vier Prozent, so der einhellige Tenor, seien für die Top-Tourismusregion in NRW im Vergleich zu anderen Regionen unverhältnismäßig hoch mit zu erwartenden negativen Auswirkungen auf den Tourismus als Wirtschaftsfaktor Nummer 1 für Winterberg.

Um diese Gefahr möglichst gering zu halten sowie die Wertschöpfung und Energie aus den potentiellen Anlagen für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen zu nutzen und sie im besten Falle sogar daran zu beteiligen wirtschaftlich, wird hinter den Kulissen mit Hochdruck an Lösungen gearbeitet, den Bau der geforderten Windkraftanlagen in die eigenen Hände zu nehmen im Sinne der Bevölkerung und Betriebe.
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Hinweis an die Redaktionen: Die vorgestellten Ergebnisse der Touristenbefragung in Winterberg zum Thema Windkraftanlagen (WKA) und Tourismus finden Sie zusammen mit der Pressemitteilung sowie dem Pressefoto in den Anhängen.